Autor: Andrea Blüthner
…und danach (wieder) in die Salzlösung
Langsam ächzen die Knochen von bestandenen Bergabenteuern, der Rücken schmerzt (immer öfter)… Eine Freundin versprach uns dagegen ein Wundermittel – Baden in Salzlösung. 10 Jahre jünger werdet Ihr Euch fühlen, die Haut faltenfrei und kein Schmerz wird mehr plagen! So versprach sie und natürlich buchten wir voller Neugier sofort 2 Flüge nach Tel Aviv – auf deutsch: „Hügel des Frühlings“.
Unsere erste Station war das Weizmann-Institut in Rehovod, unweit von Tel Aviv. Wissenschaftler sein und dort arbeiten… das muss toll sein. Danach trennten sich unsere Wege zunächst für eine Woche, in der wir eine einwöchige Kulturreise zu den wichtigsten Heiligtümern unternahmen – nicht ohne uns anschließend am Toten Meer zur versprochenen Verjüngungskur zu verabreden.
Wir hatten eine Busreise gebucht – eine für uns ungewohnte Art zu reisen. Auf diese Weise hatten wir jedoch die Möglichkeit in kurzer Zeit sehr viel über dieses Land zu erfahren. Unser täglicher Begleiter war die Bibel, aus der unser israelischer Reiseleiter oft und gern zitierte. Geschichten von Rachel, Abraham, Lea, Jacob, Jesus, Moses, Salomo, David… Jerusalem (Grabeskirche) – Bethlehem (Geburtskirche, Rachels Grab, eines der wichtigsten jüdischen Heiligtümer hinter Stacheldraht) – Mazzada (die Festung am Toten Meer, wo fast 1000 jüdische Widerständler von einer Übermacht der Römer belagert wurden und den Freitod wählten, gilt als Symbol des Jüdischen Freiheitswillen) – See Genezareth – Golanhöhen – Safed (die Stadt der Kabbalisten) – Drusendörfer – Akko (die Kreuzfahrerfestung) – Haifa – Jaffa (der alte Hafen) – Jerusalem (Altstadt, Tempelberg, Westmauer, Ölberg).
Wir erleben das Nebeneinander und gleichzeitig die Unvereinbarkeit der verschiedenen Religionen. Nach Bethlehem darf uns unser Reiseführer als Jude nicht begleiten, arabische Orte wie Jericho oder Nablus besuchen wir aus Sicherheitsgründen nicht. Die arabischen Siedlungen sind von einer 7 m hohen Mauer umgeben … das haben wir doch schon einmal gesehen! Es ist ein bedrückendes Gefühl.
Nicht gewöhnen mögen wir uns an die allgegenwärtigen bewaffneten jungen Menschen, die uns an Zugängen zu öffentlichen Gebäuden kontrollieren. Zumeist reizende junge Mädchen im Alter unserer Tochter mit Waffen, die sie kaum schleppen können.
Übervoll mit Eindrücken fahren wir zu unseren Freunden ans Tote Meer in den wunderschönen Kibbuz En Gedi. Wie alle Ortschaften ist En Gedi eine Oase. Nichts wächst ohne Bewässerung, selbst jeder Baum wird durch eine Tröpfchenleitung mit Wasser versorgt. Die Gästehäuser stehen inmitten eines Botanischen Gartens mit Blick in das Wadi Arrogot, ein Wüstental inmitten zerklüfteter Berge, an denen vor Trockenheit kein Grashalm zu sehen ist. Dorthin unternahmen wir anderentags eine Tagestour bei erbärmlicher Hitze; unser Trinkwasserverbrauch stieg auf ca. 1 l/h. Am Ende wurden wir allerdings durch ein Bad im Wasserfall belohnt. Die Gebirge im Hochland von Judäa haben wasserführende Schichten, in denen sich das Regenwasser über das ganze Jahr speichert. Regen fällt nur an sehr wenigen Tagen, dann jedoch bilden sich in den Wadis gefährliche Sturzbäche. Früher bauten die Kibbuzim von En Gedi Gemüse und Obst an, heute ist der Haupterwerb der Tourismus geworden.
Vom Toten Meer, es liegt mehr als 400 m unter dem Meeresspiegel, fahren wir mit dem Linienbus ans Rote Meer zum Badeort Eilat. Das ist der südlichste israelische Ort und grenzt an Jordanien und Ägypten. Anders als im Toten Meer, welches aus einer 30%-igen Salzlösung besteht, gibt es im Roten Meer Leben. Und das in den prächtigsten Farben: Korallen, zahlreiche bunte Fische – wir genießen das Schnorcheln und Schauen.
Von unseren Freunden erfahren wir, dass die Vielfalt der Fische und Korallen in den letzten 10 Jahren aufgrund der Wasserverschmutzung stark abgenommen hat.
Noch einmal trotzen wir der erbarmungslosen Hitze und reisen nach Petra, der Felsenstadt in Jordanien. Es ist überwältigend, diese in Sandstein geschlagene Stadt zu durchwandern.
Auf der Rückreise sind wir noch einmal bei israelischen Freunden zu Gast und erfahren ein wenig wenigstens über ihr Leben. Auch das ist ein Teil unserer Reise, den ich nicht missen möchte.
Voll mit vielen neuen Eindrücken fliegen wir heim – wo eine Salzlösung ganz anderer Art zumindest auf Bernhard wartet.