Mount Kenia (2008)

Autor: Jean Huttelmaier

Der Wunsch, den Mount Kenia zu besteigen, hatte sich schon Anfang der 90iger Jahre in meinem Kopf festgesetzt. Ich sah damals einen Dia-Vortrag und war begeistert, vor allem weil man dort im Gegensatz zum Kilimandscharo keinen Führer braucht.

Dieses Jahr sollte es soweit sein! Bereits im November 2007 buchten wir den Flug für Annette und mich nach Nairobi, dazu eine Nacht im Hotel. Den Rest wollten wir vor Ort klären.

Am 19. Juli flogen wir mit Zwischenstop in Kairo von München nach Nairobi. Früh um 5 checkten wir im „Nairobi Hilton“ ein und holten erst mal etwas Schlaf nach. Dann ging es gegen halb 11 in die City, denn wir wollten noch einiges einkaufen und uns um die Safari nach der Besteigung des Mount Kenia kümmern.

Kaum auf der Straße, wurden wir schon von einem freundlichen Mann angesprochen, ob wir nicht eine Safari mit machen wollen! Er begleitete uns in ein Büro, wo es uns nach zähen Verhandlungen gelang, den Preis für 2 Personen für 3 Tage von 700 auf 540,- $ runter zu handeln. Wir waren stolz! Denn laut Internetrecherchen zu Hause haben wir mit 600,- € pro Person gerechnet. Doch die Freude währte nicht lange! Der Besitzer des Safariunternehmens erzählte uns, dass man für eine Tour zum Mount Kenia seit kurzem einen Führer braucht! (Was natürlich eine Lüge war, aber was wir da noch nicht wussten.) Also buchten wir für 7 Tage einen Führer ( 200,- $). Im Nachhinein nicht unbedingt ein Fehler, da uns Ken, unser Führer, eine Menge über Land, Leute und Natur erzählte!

Am nächsten Morgen pünktlich um 8 trafen wir uns in der Hotellobby, und ab ging es zu der Haltestelle der Matatus, die wir ohne Ken nicht so schnell gefunden hätten. Er handelte auch mit den Fahrern, besorgte die Weiterfahrt, kümmerte sich überhaupt um viele kleine Dinge, und meist preiswerter als im Reiseführer angegeben. Mittags kamen wir in Nanyuki an, um gleich zum Parkgate der Sirimonroute weiter zu fahren. Gegen 15 Uhr stand unser Zelt auf einer Wiese unweit des Gates. Weil ich idiotischerweise Petroleum statt Benzin für meinen Kocher gekauft hatte, musste Ken noch mal zurück nach Nanyuki. Also kochten wir unser Abendessen am ersten Abend auf unserem Lagerfeuer in der afrikanischen Wildnis – so hatte ich es mir ungefähr vorgestellt! Nach der kurzen Dämmerung war es gegen 7 Uhr abends dunkel. Nachts hörten wir die unterschiedlichsten Geräusche, so als ob die halbe Tierwelt Afrikas um unser Zelt versammelt wäre….

Am nächsten Morgen unterhielten wir uns mit dem Ranger und wollten natürlich wissen, was für Tiere so durch die Gegend schleichen. Antilopen, Elefanten, Affen, Büffel, ab und zu auch mal ein Leopard! Wir waren froh, mit dem Leben davon gekommen zu sein! Ken kam, und brachte uns – wieder Petroleum!!! Ein paar Telefonate übers Handy, und Ken meinte, ein Freund bringt richtiges Benzin mit! Nach einer Stunde Warten sagte Ken, wir sollten schon immer losgehen, der Weg ist nicht zu verfehlen. Er brauche nur einen Pass von uns für die Anmeldung im Nationalpark. Ich gab ihm meinen, und wir liefen los. Die Unmengen von Elefantenscheißhaufen ließ auf eine reiche Population dieser Spezies schließen – da wussten wir noch nicht, wie gefährlich diese Dickhäuter sein können. Im Gegenteil! Ich war begierig, endlich etwas vom Wildlife Afrikas zu sehen, aber nichts außer ein paar Trompetenrufen von Elefanten. Gegen 14 Uhr kamen wir dann im „Old Moses Camp“ auf 3300 m an, und es hatte auch angefangen zu regnen. Eine Stunde später kam Ken. Wir hatten schon befürchtet, dass er mit dem Pass verschwindet. Ohne Pass im fremden Land…?! Der Regen weitete sich zum Wolkenbruch aus, und Ken besorgte uns 2 Betten in der überfüllten

Hütte! Morgens um 7 war dann Start zur längsten Etappe. 900 Hm und 14 km durch 3 Täler zum „Shiptons Camp“. Völlig fertig kamen wir gegen 16 Uhr an dem 4200 m hoch gelegenen Camp an. Aber die wunderbare Natur hat uns auf dem Weg voll entschädigt! Zelt aufbauen, mit dem richtigen Benzin kochen, und dann ab in den Schlafsack, denn es wurde inzwischen empfindlich kalt.

Den nächsten Tag haben wir zur Akklimatisation genutzt, sind ein paar hundert Meter hoch gestiegen, um den Einstieg zur North-East-Standard-Route (UIAA 4) auf den Batian (der höchste des 3-gipfligen Mount Kenia) zu finden. Fanden wir auch, aber es hatte inzwischen angefangen zu schneien, so dass unser Plan, den Batian zu besteigen, überdacht werden musste, denn wir waren auf schneefreies Terrain eingestellt. Abends planten wir um! Der Point Lenana soll unser Ziel werden. Inzwischen waren auch die Kopfschmerzen abgeklungen und uns ging es richtig gut!

Früh 2.30 klingelt der Wecker!!! Warum müssen Bergsteiger eigentlich immer so früh aufstehen?? Aber es hilft nichts, raus aus dem warmen Schlafsack, Griesbrei kochen, Tee kochen, noch `ne Zigarette, und fast pünktlich 3.15 Uhr starten wir. Die Engländer, mit denen wir uns am Vorabend noch unterhalten hatten, sind schon seit einer Stunde unterwegs. Wir sehen Ihre Stirnlampen weit oben! Wir kommen sehr gut voran und überholen die englische Gruppe nach 2 Stunden. Eine weitere Stunde steilen Gehens, zum Schluss ein wenig Kletterei, und wir stehen auf dem dritthöchsten Punkt Kenias, dem 4985 m hohen Point Lenana. Den Sonnenaufgang können wir nur ahnen, denn es ist eine Sicht von 10 – 20 m, leichter Schneefall, ca. –6 °C. Der Himmel färbt sich in ein leuchtendes Orange, für 20 sek. sehen wir auch so was wie die Sonnenscheibe, und schon wird alles wieder langsam grauer und grauer… Ein paar Fotos, gegenseitiges Händeschütteln, noch mal den Blick schweifen lassen, und dann geht’s wieder hinunter über mit Reif bedeckten Fels. Halb 9 sind wir wieder am Zelt, essen und trinken was. Inzwischen kommt ab und zu die Sonne raus, so dass unser Zelt ganz gut trocknet. Wir packen zusammen, und gegen 11 geht’s wieder zurück zum tiefer gelegenen „Old Moses Camp“. Der Regen hat den Weg in teilweise knöcheltiefen Schlamm verwandelt, und wir sind froh, als wir endlich am Camp ankommen. Schönes Wetter – so dass wir keine Betten nehmen müssen! Noch etwas Abendessen und ab in den Schlafsack!

Der nächste Tag ist vom Wetter her angenehm, wir schlendern tiefer zum Parkgate und Ken bestellt inzwischen übers Handy ein Matatu, welches uns abholt. In Nanyuki führt uns Ken zu einem ausgezeichnetem Hotel, dem „Riverside Hotel“. Preiswert und gut! Etwa tschechischer unterer Standart der 60iger Jahre! Den nächsten Vormittag nutzen wir noch zum Souvenir kaufen, denn Ken meinte, hier wären sie bedeutend billiger als in Nairobi oder gar Mombasa. Dann ging es wieder mit dem Matatu zurück nach Nairobi. Diesmal schliefen wir allerdings im ehemaligen Nairobi Backpacker, dem „Milimani Backpackers“ (DIE Adresse in Nairobi!), wo man für wenig Geld im eigenen Zelt, im gemieteten Zelt, oder im Bungalow schlafen kann. Außerdem hat das Backpackers eine exzellente Küche, sehr saubere Duschen und Toiletten, es gibt Bier, und hier treffen sich viele Globetrotter, so dass man auch Neuigkeiten austauschen kann.

Nun packten wir unsere Rucksäcke wieder um. Die Bergsteigerutensilien deponierten wir im Backpackers, und am nächsten Morgen holte uns ein Safaribus wie vereinbart vom Backpackers ab. Es folgte eine sehr schöne und anstrengende Fahrt durchs Rift Vallay zur Massai Mara, dem schönsten, aber auch am meisten besuchten Nationalpark Kenias. Beeindruckend ist die Vielfalt der Tierwelt. Wir hatten Glück, und konnten die große Wanderung der Tiere von der Serengeti zur Masai Mara beobachten! Millionen Zebras, Antilopen und Gnus wandern immer auf der Suche nach frischem Gras zwischen den Nationalparks hin und her. Nach einer interessanten Zugfahrt nach Mombasa folgte noch eine Woche Badeurlaub südlich von Mombasa am Diani Beach, und unser Urlaub war zu Ende. Leider! Bei Interesse können wir gern mit Anschriften, Tel.-Nr., und Tipps dienen!