Autor: Roland Himpel
Schon fast ein Jahr vorher fragte mich Jean Huttelmaier, ob wir mit nach Südamerika in den Urlaub fahren und dort den Huascaran besteigen wollen. Da Jean seine Tochter Fränzi mitnahm, hatte Peter, unser Sohn, Glück und er „durfte“ mit. So bestand die Gruppe aus drei Huttelmaiers, drei Himpels und einmal Hesse (Micha).
Insgesamt hatten wir vier Wochen Zeit und so teilten wir den Urlaub. Der erste Teil sollte Trekkingtouren und Kultur bei den Inkastätten bieten. Machu Picchu haben wir zum Glück ausgelassen. Die Vermarktung ist extrem.
So starteten wir von unserem Ausgangspunkt Cusco, wo Rene Jentzsch (Mitglied unserer Sektion) zur Zeit lebt und arbeitet. Unsere erste Tour führte uns schon auf über 5000 m Höhe. Der Salkantay-Trek ist eine Unternehmung, die uns schon alles bot. Wir erlebten einsame Dörfer, stille Täler, herrliche Berge, hilfreiche Einwohner, Schnee, Regen, Sonne, Pferde, Lamas, Kondore, Ureinwohner, Inkastätten, überfüllte Züge und Busse. Nach sechs Tagen trafen wir wieder bei Rene ein, der inzwischen fleißig arbeiten war.
Wir genossen zwei Tage die Gastfreundschaft von Rene und seiner Frau Milagros und erkundeten Cusco und seine Umgebung. Danach hatten wir noch drei Tage Zeit, um eine weitere Trekkingtour zu unternehmen. Diesmal ging es bis auf 4700 m Höhe. Von der Gegend bekamen wir kaum Informationen oder Kartenmaterial, so dass der Kompass und unsere Nase die Richtung vorgaben. Aber auch diese Tour war recht abenteuerlich und interessant. Nach einer letzten Nacht in Cusco flogen wir alle nach Lima, um Edith mit unseren zwei „Kindern“ zum Rückflug zu bringen. Für die drei war der Amerikaurlaub damit zu Ende.
Jean, Micha, Conny und ich hatten ja noch ein großes Ziel, die Besteigung des 6768 m hohen Huascaran. Mit dem Nachtbus fuhren wir rund acht Stunden von Lima nach Huaras. Wir suchten uns ein Hotel und schliefen erst einmal ein paar Stunden. Dann hieß es Sachen sortieren, noch einmal einkaufen, Erkundigungen zum Berg einholen und zeitig schlafen gehen, denn am nächsten Morgen ging es Richtung Huascaran. Mit einem Taxi ließen wir uns erst einmal bis zum letzten Dorf fahren. Ab Musho, ca. 3100 m hoch, ging es zu Fuß. Dem Drängen der Dorfjugend konnten wir nicht widerstehen und ließen unsere Rucksäcke bis ins Basecamp (ca. 4200 m) von zwei Eseln tragen. Ab da trugen wir alles selbst. Der nächste Tag verlangte von uns Gehen und Steigen im festen Fels. Zum Teil mussten wir die Hände aus den Taschen nehmen und zupacken, um durch den glattgelutschten Gletscherschliff zu kommen. Die Höhe war deutlich zu spüren. Etwa eine Stunde bevor wir auf den Gletscher kamen, schlugen wir unser nächstes Lager in ca. 4800 m Höhe auf. (Moränencamp).
Etwas unterhalb konnten wir miterleben, wie viele Menschen (ca. 100) am Bau einer Berghütte beteiligt waren. So etwa stellten wir uns vor, wurden vor 100 Jahren die Hütten in den Alpen gebaut. Die Steine wurden aus dem Umfeld zusammengetragen, zerkleinert und in eine Schalung mit etwas Zementähnlichem gestapelt. Durch den Bau gab es einen viel besseren Weg, den wir beim Abstieg nutzten. Am anderen Morgen ging es nun in Richtung Gletscher. Doch Conny und ich mussten bald aufgeben. Für Conny war der Rucksack zu schwer und die Höhe (5000 m) zu viel. Wir gingen zurück zum Moränencamp, nachdem wir mit Jean und Micha abgesprochen hatten, dass wir dort auf die zwei warten. Wir stellten uns auf drei bis fünf Tage warten ein. Doch schon am nächsten Morgen kam Micha ziemlich angeschlagen (höhenkrank?) zurück. Das war meine Chance, denn Jean wartete auf dem Gletscher auf mich. Ohne Probleme und bei herrlichem Wetter erreichte ich Jean. Doch schon am anderen Morgen sah das Wetter nicht mehr so gut aus. Doch wir gingen weiter. Durch einen riesigen Gletscherbruch erreichten wir bei starkem Wind und leichtem Schneetreiben das Lager an der Garganta (knapp 6000 m). In der folgenden Nacht wurde es deutlich kälter und der Wind nahm zu. Wir hofften nur, dass der Sturm nicht unser Zelt zerreißt. Trotzdem gingen wir am anderen Morgen Richtung Gipfel. Aber schon nach etwa einer Stunde mussten wir uns dem Sturm und der Kälte beugen und kehrten um. Das Zelt, welches wir stehen gelassen hatten, packten wir zusammen und stiegen weiter abwärts. Wir erreichten am Mittag das Moränencamp, wo Conny und Micha auf uns warteten. Das Wetter war hier nicht ganz so unerträglich. Aber es schneite bzw. graupelte ab und zu. Nur der Wind war nicht so extrem wie oben. So blieben wir noch eine Nacht, ehe wir ganz abstiegen.
In Huaras bezogen wir am nächsten Tag wieder unser Hotel. Wir kümmerten uns um die Rückflugbestätigung, die leider für uns eine böse Überraschung war. Die Fluggesellschaft, mit der wir zurückfliegen wollten, war pleite. Da Wochenende war, konnten wir auch nichts klären. So blieben wir noch zwei Tage in Huaras und fuhren danach mit dem Nachtbus nach Lima. Dort konnten wir umbuchen, erlebten zwei Tage Lima und flogen zwei Tage eher nach Hause zurück.